Vorgeschichtliche Gräber und Siedlungen auf dem Lechfeld
Zwischen Oberottmarshausen und Kleinaitingen wurden 2004 beim Kiesabbau vorgeschichtliche Gräber entdeckt. In Zusammenarbeit mit Lauter-
Beton und unter der Fachaufsicht des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege konnte der Arbeitskreis für Vor- und Frühgeschichte (Königsbrunn) in mehreren Kampagnen große Abschnitte eines Gräberfeldes der Bronzezeit und Spuren einer zugehörigen Siedlung freilegen. Die Dokumentation der überregional bedeuten den Funde wurde im Jahr 2007 auf Einladung der örtlichen Ausgräber durch Fachstudenten der Universität Dijon abgeschlossen. Die langjährige Zusammenarbeit mit den Spezialisten der heimischen Vor- und Frühgeschichte hat sich gelohnt. Durch die Ergebnisse der jüngsten archäologischen Untersuchungen rückt die Landschaft am unteren Lech ins Rampenlicht der internationalen Bronzezeit- Forschung. Spektakuläre Grabbeigaben wie z.B. ein Bronze schwert mit massiv gegossenem Griff, eine seltene Bronze blechtasse und Goldschmuck des 13. Jh. v. Chr. erzählen vom Reichtum einer privilegierten Bevölkerungsgruppe, die mit anderen Eliten der Epoche über weite Entfernungen in Kontakt stand.
Ein Sammelfund mit bronzenen Beschlägen eines vierrädrigen Wagens und Teilen des zugehörigen Pferdegeschirrs (Titelseite) zeigt das handwerkliche Können dieser Zeit, und gibt Einblick in das komplexe Bestattungsritual der damaligen Bevölkerung.
Siedelgemeinschaften schon in der Kupferzeit
Ein vereinzelter Grabfund der „Glockenbecherleute“ bezeugt für die Fundstelle die Existenz einer Siedelgemeinschaft schon während der Kupferzeit. Der bronzezeitliche Begräbnisplatz lässt zwei Abschnitte erkennen. Der ältere im Osten (frühe Bronzezeit) umfasst Flachgräber, in denen die Toten in Seiten- und in Rückenlage beigesetzt waren. Der zweite Abschnitt im Westteil der untersuchten Fläche setzt in der späten Bronzezeit mit länglichen Flachgräbern ein, in denen die verbrannten Überreste der Toten deponiert wurden (Brandgrab). Nach Süden hin wurden in der Folge Urnengräber angelegt (Ältere Urnenfelderzeit).
Im Norden wurden Teile einer Siedlung entdeckt, die bestand, als die Urnengräber angelegt wurden. Neben Gruben, in denen sich Fragmente von Mahlsteinen und Werkzeuge wie z.B. eine Geweihhacke erhalten haben, ist vor allem eine mehrere Meter tiefe Wasserstelle bemerkenswert, die in einem verlandeten Bach angelegt war. In der Verfüllung fanden sich große Mengen Keramikscherben, die von der heute nicht mehr vorhandenen Oberfläche der Siedlung in diese „Sedimentfalle“ eingetragen wurden.
Funde werden der Öffentlichkeit vorgestellt
Im Rahmen weiterer Untersuchungen sollen die reichen Funde der Ausgrabung wissenschaftlich aufbereitet und anschließend der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Das Hauptinteresse gilt dabei zunächst den eindrucksvollen Zeugnissen der vorgeschichtlichen Metallverarbeitung. Aber auch die reich verzierten Keramikgefäße informieren anschaulich über die Handwerkstechniken dieser Zeit.
Die Funde der Bronzezeit auf dem Lechfeld und auch der Großteil der Funde aus der Kiesgrube Lauter sind im Archäologischen Museum in Königsbrunn zu sehen (Eintritt frei). Archäologisches Museum Königsbrunn Arbeitskreis für Vor- und Frühgeschichte im Heimatverein für den Lkr. Augsburg e. V., Gruppe Süd und Archäologisches Museum Königsbrunn Leitung: Rainer Linke Öffnungszeiten: Jeden dritten Sonntag im Monat, 10 bis 12 Uhr mit Führungen,
Wissenschaftliche Bearbeitung
Prof. Dr. Stefan Wirth
UMR 5594 ARTeHIS
Université de Bourgogne
http://www.artehis.cnrs.fr
Fundmeldung und Beratung
Bayer. Landesamt für Denkmalpflege
Dienststelle Thierhaupten
Tel. 0 82 71/8 15 70
Fax 0 82 71/81 57 50
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